Der Wahnsinnswinter: Eine erste Bilanz

Corona und der Ukraine-Krieg überschatteten die Olympische Saison

Wo – wenn nicht bei den Olympischen Spielen – sollte man eine Saisonbilanz in einem Olympia-Jahr beginnen. In diesem Winter gab und gibt es tatsächlich Alternativen – die Corona-Pandemie beispielsweise oder der Ukraine-Krieg, von Russlands Herrscher Putin vom Zaun gebrochen. Beides Ereignisse mit entscheidendem Einfluss auch auf den Sport, beide nicht geeignet, die Saison als „normal“ zu deklarieren. Dennoch zeigt der Blick in die Ergebnislisten, dass Favoriten siegten und scheiterten, neue Sterne am Wintersporthimmel aufgingen und erneut jede Menge Höhepunkte für Aufsehen sorgten. So gesehen blieb der Sport eine Konstante in unruhigen Zeiten.

Im Langlauf erlebten die Fans einen Mix aus Konstanz und Wachablösung. Therese Johaug blieb in ihrer letzten Saison das Maß der Dinge, die norwegische Phalanx bei den Damen allerdings, die ist gebrochen. Russland – solange dabei – und Schweden, aber auch Einzelkönnerinnen aus den USA, Österreich und Deutschland mischen munter vorne mit. Bei den Männern gibt es im Sprint mit dem Franzosen Jouve einen neuen Stern am Langlauf-Himmel, Sascha Bolschunow krönte sich in Peking zum Langlauf-König, Johannes Haesfloet Klaebo bleibt aber weiter eine konstante Größe. In der Nordischen Kombination schlug Corona erbarmungslos zu, verhinderte die Krönung von Jarl-Magnus Riiber zum neuen König seiner Sportart. An seiner statt sprang Joergen Graabak ein, holte bei den Spielen 2x Gold. Riiber, der coronabedingt ebenso wie die Top-Stars Terence Weber, Eric Frenzel und Christian Illves die Spiele entweder ganz verpassten oder mit einer Statistenrolle hatten vorlieb nehmen müssen, holte sich dafür spektakulär den Gesamtweltcup. Für den Mann aus Lillehammer die vierte große Kristallkugel nacheinander, nur Eric Frenzel hat mit fünf Erfolgen nacheinander (noch) mehr erreicht. Einen anderen Rekord hat der 24jährige aber schon erreicht: 49 Weltcup-Siege, das schaffte vor Riiber noch kein Kombinierer.

Die Frauen stehen dagegen noch am Anfang, 2021/22 war das erste „echte“ Weltcupjahr, dominiert von Ingrid Westvold-Hansen. Aber weil die kombinierenden Frauen noch nicht bei den Olympischen Spielen dabei sind, wird die Disziplin wohl erst im kommenden Jahr wieder mehr in den Focus rücken, wenn in Planica die Nordische Ski-WM ansteht. Dann sind auch die Skispringerinnen mit von der Partie, deren Saison viele Höhen und Tiefen aufwies. Zunächst dominierte Sarah-Maria Kramer aus Österreich nach Belieben, doch unmittelbar vor Peking erwischte auch sie das Virus. Das erhöhte die Chancen anderer Springerinnen, die Sloweninnen wussten das zu nutzen. Und dann war da ja noch die Mixed-Konkurrenz von Peking. Sicherlich der schwarze Fleck in der Saison. Zum einen, weil die Jury ausgerechnet bei den Spielen mit korrekten Kontrollen überraschte, zum anderen, weil deutlich wurde, dass es auch die Top-Nationen mit der Einhaltung aller Regeln nicht so genau genommen hatten. Das richtete Schaden an, den es zu beheben gilt. Mit klarer definierten Regeln, mit größerer Transparenz und mit einem neuen Bewusstsein bei den Aktiven, das Sportbetrug mehr ist, als nur die Einnahme leistungssteigernder unerlaubter Mittel.

Biathleten und Skispringer haben in den nächsten Tagen ihre finalen Wettbewerbe noch vor sich. Die anderen Sportlerinnen und Sportler werden dagegen froh sein, dass die Saison vorbei ist und darauf hoffen, dass der nächste Winter ohne störende äußere Einflüsse ein „normaler“ Skiwinter werden kann.

 

Bild: K.Voigt Fotografie

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