Wird es ein Triumphzug der Skandinavier?

Peking 2022 – Norwegische Olympische Spiele

Es gibt ein Land, das kann im Sport praktisch alles. Dieses Land liegt im Norden Europas und zählt gerade mal reichlich fünf Millionen Einwohner. Um das Rätselraten gleich zu beenden, es handelt sich um Norwegen. Genauer gesagt um das Königreich Norwegen, eine konstitutionelle Monarchie. Im Augenblick ist König Harald V. das Staatsoberhaupt. Der besucht traditionell jedes Jahr die Ski-Spiele am Holmenkollen. Bleibt dabei aber – auch wegen seines inzwischen doch fortgeschrittenen Alters in der Rolle des Zuschauers. Sein Vater, Olav V., war da aus ganz anderem Holz geschnitzt. Als Kronprinz nahm er an Skilangläufen teil, war Skispringer und passionierter Segler. In dieser Sportart gewann Olav 1928 dann auch Gold bei den Olympischen Spielen. Am Holmenkollen, dem Hausberg der Hauptstadt Oslo, den die Einheimischen kurz nur „Kollen“ nennen, steht ein Denkmal, das Olav als Skilangläufer würdigt.

Eigentlich haben die Norweger ein eher lockeres Verhältnis zu ihrem Königshaus, aber in Sachen Sport hat man den Eindruck, alle wollen noch besser sein als das Staatsoberhaupt. Vielleicht ist das der Grund, warum das Land so sportverrückt ist. Vielleicht liegt es aber auch am Wohlstand des Landes, der seinen Einwohnern ermöglicht, viel Freizeit zu vollbringen. Und in Sachen Natur ist das Land ja reich beschenkt.

Im Sommer sind die Skandinavier schon eine Klasse für sich. Gemessen an der Einwohnerzahl ist es erstaunlich, wie viele Spitzensportlerinnen und Spitzensportler zwischen Nordkap und Bergen immer wieder hervorgebracht werden und das in so vielen verschiedenen Sportarten. Neuerdings ja sogar im Schach. Aber Schwimmen, Radsport, Leichtathletik, Handball – überall hört man „Heja Norge“, den traditionellen Schlachtruf der Fans, untermalt vom Gebimmel zahlloser Glöckchen, die als Halsband getragen werden. In diesem Winter bei den Spielen in China leider nicht. Und das liegt nicht an den reise- und feierfreudigen Sportfans aus dem Land der Fjorde und Trolle. Sondern schnöde daran, dass Zuschauer aus dem Ausland aus den bekannten Gründen in diesem Winter bei den Spielen nicht dabei sein können. Was den Wettbewerben zugegebenermaßen eine Menge ihres Charmes raubt. Denn Wintersport ohne Fans aus Norwegen, das ist unter normalen Umständen nicht denkbar. Warum?

Der eigentliche Markenkern der Körperertüchtigung „Made in Norway“ liegt genau im Wintersport. Man nennt das Land sogar Wiege des Nordischen Skisports und tatsächlich – die meisten Disziplinen sind auf Erfindungen der Nord-Mannen zurückzuführen, die ihre Ideen später zunächst nach Mitteleuropa und Nordamerika trugen, inzwischen in die ganze Welt, zumindest in die Ecken, in denen man Schnee findet oder produziert. Logisch, dass man bei den Olympischen Spielen immer dicke mit dabei war. Zuletzt nicht nur dabei, sondern sogar in der Medaillenwertung, einer immer wieder gern genutzten Erbsenzählerei, ganz vorn. 14x Gold gab es in Pyeongchang 2018 und es darf angenommen werden, dass es in Peking noch mehr wird.

2022 werden es aber nicht nur Langläuferinnen und Langläufer, Skispringerinnen und Skispringer, die Nordischen Kombinierer um Überflieger Jarl Magnus Riiber oder die Biathletinnen und Biathleten sein, die für Furore sorgen, sondern das Kürzel NOR hinter den Medaillenträgern ist eigentlich fast überall zu erwarten. Ob Ski Alpin, Eisschnelllauf, die Trendsportarten – man mischt mit im Zeichen des blauen skandinavischen Kreuzes mit weißer Kontur auf rotem Grund, der norwegischen Fahne also. Und es werden schon Wetten abgeschlossen, wer am Ende der Spiele die meisten Medaillen eingeheimst hat. Biathletin Marte Olsbu Roiseland oder deren Teamkamerad Johannes Tignes Boe? Langläufer Johannes Hoesflot Klaebo oder seine Landsfrau Therese Johaug? Den „Rekord für die Ewigkeit“ hält natürlich eine Norwegerin. Langlauf-Legende Marit Bjoergen krönte sich mit ihrem Titel über 30 km am letzten Wettkampftag der Skilangläuferinnen vor vier Jahren zur Königin der Winterspiele, es war ihr achter Olympiasieg, hinzu kommen vier Silber- und drei Bronzemedaillen. Und wer jetzt immer noch nicht glaubt, dass Norwegen die Supermacht im Wintersport ist – hinter Bjoergen rangieren auf der Liste der Olympia-Medaillenhamster die Herren Ole Einar Björndalen und Björn Daehli – zwei – wir ahnen es – Norweger. Was soll da eigentlich bei diesen Spielen noch schiefgehen?

Foto: K.Voigt Fotografie

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