Weltmeisterschaft der Schlittenhunde in Östersund

Sleddog Racerin Sabrina aus dem Landkreis Garmisch-Partenkirchen ist seit 2016 im Schlittenhundesport erfolgreich unterwegs und durfte vom 10.-12.03. zu den Weltmeisterschaften der WSA (World Sleddog Association) nach Östersund fahren. Ganz besonders war nicht nur, dass das Ereignis im schwedischen Östersund stattfand, sondern dass Start und Ziel im großen Biathlon Stadion gelegen waren. So eine Kulisse erleben die Sportler:innen nicht alle Tage. Sabrina ging mit ihren Hunden Shakira (6 Jahre), Einstein (5 J.), Sia (4 J.), Pirelli (2 J.) in der 4 Hundeklasse an den Start.

Die meist weite Anreise nach Schweden meisterten die internationalen Teams mit ihrem Hundetransporter oder Anhänger. Nach Östersund mit den Hunden im Flieger anreisen nutzte dagegen keiner der Teilnehmenden als Option, da es für die Hunde wahrscheinlich deutlich stressiger gewesen wäre. Von Deutschland aus war es eine drei Tagesreise von Bayern über 800Km nach Rostock und dann mit der Fähre nach Schweden, bevor es nochmals über 1000Km bis nach Östersund ging. Natürlich immer mit genügend Stopps, Übernachtungen und Pinkelpausen mit Auslauf, Wasser und Fressen für die Hunde. Vor allem weil Sabrinas Hunde ihre Hundeboxen lieben, war es für sie glücklicherweise keine allzu große Strapaze. Nach der langen Anreise aus Deutschland wurde dann erst einmal die Umgebung und die Stecke unter die Lupe genommen.

Drei Wettkampftage in Folge

Die Wettkämpfe waren auf drei aufeinanderfolgende Renntage mit je einem Lauf verteilt. Die jeweiligen Laufzeiten wurden dann addiert und zu einer Gesamtzeit zusammengerechnet, die am Ende die Platzierung ergab. Vor dem ersten Renntag fand außerdem ein ausführlicher Vet-Check statt bei dem mehrere Tierärzte die Hunde gründlich vom Kopf bis zur Pfote untersuchten. Jede Kleinigkeit wie zum Beispiel eine Zahnfehlstellung oder das Fehlen eines Zahns wurden dokumentiert. Dann wurden die FCI Papiere aller teilnehmenden Hunde auf Reinrassigkeit und Chipidentität geprüft. Ebenso mussten natürlich die Teilnehmenden die Impfnachweise für ihre Hunde vorzeigen. Außerdem wurden Herz und Lunge abgehört und wenn keine Auffälligkeiten gefunden wurden, waren die Hunde für den Start zugelassen.

Die Rennstrecken im Schlittenhunderennen

Die unterschiedlichen Rennstrecken bestanden aus verschiedenen Distanzen für die jeweiligen Kategorien. Die Kategorien sind abhängig von der Anzahl der Hunde, die an den Start gehen. Dazu hier eine kleine Übersicht:

2er Gespann, 2 Hunde vor dem Schlitten: ca. 4,2km

4er Gespann, 3-4 Hunde vor dem Schlitten: ca. 8,2km

6er Gespann, 5-6 Hunde vor dem Schlitten oder

Skijöring, 1 oder 2 Hunde einen Langläufer ziehend: ca. 12,4km

8er Gespann, 7-8 Hunde vor dem Schlitten: ca. 13,6km

Unlimited, mehr als 8 Hunde vor dem Schlitten: ca. 17km

Außerdem gab es auch eine Mitteldistanz Strecke von ca. 32km.

Alle Rennteilnehmenden bekamen eine eigene Startzeit zugeteilt, zu der sie sich im Startbereich einfinden mussten. Auf eine Kategorie folgte nach einer kleinen Pause von wenigen Minuten die nächste Kategorie. Der Startzeitabstand in der 2 und 4 Hundeklasse betrug eine Minute, der Startzeitabstand ab der 6 Hundeklasse betrug zwei Minuten.

Die letzten Minuten bis zum Start

Beim Wettkampf vor Ort achten die Hundesportler:innen darauf, dass die Hunde genug Wasser zu sich nehmen, damit sie auf der Strecke während sie rennen keinen Schnee fressen und auch nicht dehydrieren. Ungefähr zehn Minuten vor der Startzeit bekommen die Hunde ihre X-Back Zuggeschirre angezogen. Anders als beim alltäglichen Geschirr, welches auf Höhe der Rippen endet, reicht dieses Zuggeschirr bis zum Rutenansatz und dient der optimalen Kraftübertragung sowie Verteilung der Belastung beim Zug des Schlittens auf den gesamten Hundekörper. Dann werden die Hunde für kurze Zeit am Stake Out (eine spezielle Anbinde Vorrichtung) befestigt, bevor alle vier eingespannt werden und es Richtung Start geht. Dort warten die Gespanne bis das vorherige Starterpaar gestartet ist und rückt dann vor zur Startlinie. Dabei grenzt die Schlittenspitze an die Startlinie, das bedeutet die Hunde stehen hinter der Startlinie und warten auf ihren Start. Die letzten 5 Sekunden werden heruntergezählt, 5…4…3…2…1…GO, und schon geht es mit Vollgas los.

Mit Vollgas auf der Wettkampfstrecke

Alle Rennstrecken in Östersund führten durch die Wälder um das Biathlon Stadion, somit waren die verschiedenen Trails auch perfekt präpariert. Die Kommandobefolgung wird bei den Schlittenhunden vor allem von den beiden vorderen Leader-Hunden gefordert, sodass sie jede Richtungsänderung bzw. Trail Situation auf Abruf meistern können. Auf dem Trail selber gibt es auch immer wieder Überholmanöver zwischen den Gespannen, die meist reibungslos funktionieren, da die Hunde gut erzogen sind und auf den Umgang mit diesen Aktionen trainiert wurden. Dann heißt es die Hunde durch den Kurs lenken und möglichst schnell das Ziel erreichen.

Auch wenn es für Sabrina und ihre Hunde nicht für eine vordere Platzierung reichte, hatte das Racing Team bei den Rennen sehr viel Spaß. „Das ist vor allem an meinem großen Grinsen und den schwanzwedelnden Hunden im Ziel ersichtbar gewesen.“ Freut sich Sabrina nach den Renntagen.  Dann werden die Hunde im Ziel zuerst einmal richtig von ihr gelobt bevor es weiter zur Chipkontrolle durch die Kontrolleure geht. Diese Maßnahme ist immer notwendig, damit keine Hunde im Sprintrennen an den 3 Renntagen durch andere Ersatzhunde ausgetauscht werden können. Danach geht zurück zum Auto und jeder Hund bekommt eine Leckerli-Belohnung. Und das ist wichtig, denn die Hunde bekommen immer eine Belohnung für ihre Leistung, auch wenn der Lauf mal nicht ganz so gut war.

Eine sichere Ausrüstung ist das A und O

Das Tragen sicherer Kleidung während des Rennens spielt für die Schlittenlenker:innen eine sehr wichtige Rolle. Dazu zählen für Sabrina ein Rückenschutz, Helm und geeignete Handschuhe. Genauso wie beim Biathlon ist auch das Feingefühl  in den Fingern gefragt. Um die Hunde im Gespann ein- oder umzuspannen, müssen Karabiner geöffnet werden. Außerdem steht Sabrina nicht nur auf dem Schlitten, sondern kickt nach links bzw. rechts weg oder rennt sogar mit. Deshalb dürfen die Handschuhe für sie auch nicht zu dick sein. Der Biathlon Handschuh Folke vom Handschuhhersteller KinetiXx ist somit nicht nur für die Top-Stars im Biathlon ideal, sondern auch für die Rennen im Schlittenhundesport. Natürlich sind auch hier bei den eisigen Temperaturen vor und nach dem Rennen wärmende Überhandschuhe sehr wichtig, damit die Finger warm und beweglich bleiben. Denn alle Sportler:innen wissen, kalte Finger sollten auf jeden Fall vermieden werden.

Zum Abschluss ein Wort zum Schlittenhundesport

Es gibt natürlich auch, wie bei jeder Disziplin die zusammen mit Tieren ausgeführt werden, im Schlittenhundesport Kritik von außen. Darauf kontert Sabrina stets mit einer Einladung ihre Sportart besser kennenzulernen: „Da kann ich nur empfehlen, kommt gerne zu einem unserer Rennen, betrachtet die relaxten Hunde in ihren Boxen und dann, wenn sie schon nur die Geschirre zum Einspannen sehen. Wie ausgewechselt, das lauteste Geheule geht los und kein Hund will mehr in seiner Box bleiben und wartet schwanzwedelnd voller Ungeduld auf seinen Einsatz! Im Ziel sind sie dann geduldig und lassen immer noch schwanzwedelnd die Chipkontrolle über sich ergehen.“ Eines ist für die 23.-jährige Hundesportlerin sicher, sie liebt ihre Vierbeiner und tut alles für sie, damit es ihnen gut geht. So eine Weltmeisterschaft in einem fernen Land ist dabei stets das i-Tüpfelchen im Sport, das nur sehr wenige selbst erleben dürfen.

 

Fotos und Infos: Sabrina Cantu

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