Althaus fordert Tournee wie bei den Männern – Pro und Contra in Diskussion
Katharina Althaus hatte klare Vorstellungen. Befragt nach der Vierschanzentournee auch für Frauen plädierte die Oberstdorferin im ZDF eindeutig für gleiche Standorte, auch für den gleichen Zeitraum. Es sei an der Zeit, so das Plädoyer der Deutschen, für eine Tournee zwischen Oberstdorf und Bischofshofen, gerade so wie bei den Herren und auch zum gleichen Zeitpunkt. Außerdem, so die 25jährige Allgäuerin, wären andere Varianten gar nicht möglich, der Begriff „Vierschanzentournee“ ein geschützter und nur in der bekannten Form durchführbar.
Tournee für Ladies schon ab 2024?
Alles richtig! Ebenso verständlich ist der Wunsch der skispringenden Frauen, parallel zu den Männern einen Wettbewerb durchzuführen. Und weil die Vierschanzentournee eine starke Marke ist, könnte die Sache auch funktionieren. Horst Hüttel, sportlicher Leiter im Deutschen Skiverband für das Skispringen, plädierte zuletzt auch für diese Variante, signalisierte Zustimmung bei den Veranstaltern, Agenturen und dem Fernsehen. Und weil pünktlich zum Start der 70. Auflage bei den Männern auch der Chef der Vierschanzentournee selbst ein klares Statement pro Frauenwettkampf abgab, scheint es so, als sei die Tournee der Damen nur noch eine Frage der Zeit. Tournee-Direktor Peter Kruijer hatte nämlich verkündet, spätestens 2024 seien die Damen dabei, wenn auch in einer anderen Reihenfolge, man würde immer tauschen – also bei den Damen die Reihenfolge Garmisch-Partenkirchen – Oberstdorf – Bischofshofen – Innsbruck wählen.
Pro und Contra
Der Teufel steckt wie immer im Detail. Was beispielsweise passiert, wenn – wie in diesem Jahr – ein Wettkampf der Herren verschoben werden muss? Fällt der Frauenbewerb dann aus? Außerdem ist die Befürchtung nicht unberechtigt, dass das Frauenskispringen zum Vorkampf der Hauptentscheidung – dem Männerwettbewerb degradiert wird. Und was passiert im Fernsehen eigentlich am Neujahrstag? Fliegt das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker aus Programm und sendet man in Deutschland und Österreich dafür dann live aus Oberstdorf? Oder plant man nach dem Neujahrsspringen der Herren dann den Bewerb der Damen – geschätzte Länge des Gesamtkunstwerkes zirka dreieinhalb Stunden. Oder gibt es eine Konferenz? Und was ist mit anderen Bewerbern? Beim Österreichischen Skiverband denkt man schon seit dem Herbst über eine eigene Serie nach mit Stationen in Ramsau und Hinzenbach, eventuell Villach, dazu vielleicht Ljubno und Planica. Dann hätte man sogar eine Fünf-Schanzen-Tournee – ein Alleinstellungsmerkmal und darüber hinaus kein geschützter Begriff. Neben den Österreichern und Slowenen gibt es auch in Deutschland weitere Interessenten, in Thüringen und Sachsen beispielsweise. Der Nachteil: Fast alle genannten Orte haben „nur“ Normalschanzen zu bieten – und das ist den Damen zu wenig. Sie wollen auf die großen Anlagen, wo man spektakulärere Flüge erleben kann.
Der Traum vom Fliegen
Einige Frauen träumen sogar vom Skifliegen – verständlich, aber schwierig. Selbst Österreichs Skisprungexperte Nummer 1 – Toni Innauer, lehnt diese Idee ab. Er hält das Fliegen für Frauen ob der extremen äußeren Kräfte für zu gefährlich, ist ansonsten aber ein glühender Verfechter der Frauenwettkämpfe auf Schanzen – auch auf Großen.
Leidiges Thema Preisgeld
Bliebe noch das Thema Preisgeld. Natürlich haben die Frauen auch hier den Wunsch, so schnell es geht das Niveau der Herren zu erreichen. Derzeit kassieren die Männer für den Sieg in der Qualifikation zu einem Tourneespringen in etwa die Summe, die die Siegerin bei den Frauen nach dem eigentlichen Wettkampf ausgezahlt bekommt. Das Problem allerdings: Der Markt reguliert die Preise und das gilt nicht nur für die Preisgelder, das gilt ebenso für die Sponsoren-Einnahmen. Und so bekommt ein werbetreibender Partner aus der Wirtschaft den Platz auf dem Helm der Springerin schon für einen Bruchteil der Summe, die er bei gleicher Positionierung auf der Sprunghaube der Herren aufzuwenden hätte. Das aber würde sich ändern, wäre der Stellenwert des Frauen-Skispringens höher. Eine Vierschanzentournee könnte wesentlich dazu beitragen.
Bild: K.Voigt Fotografie