Vierschanzentournee von A bis Z

Man kann sich der Geschichte der Vierschanzentournee auf vielerlei Weise nähern: Über Statistiken, Anekdoten, über Heldensagen, Kurioses, Einmaliges oder über Stories von Triumphen und Tragödien. Oder über das Tournee-ABC.

A             – wie Alkohol

Soll bei manchen Springen eine Rolle gespielt haben, bekannt ist, dass Finnlands Matti Nykänen von seinem Coach vor dem Neujahrsspringen 1987 aus dem Rennen genommen wurde. Nykänen wollte betrunken an den Start gehen. Landsmann Hemmo Silvenoinen, hatte nach der Silvesternacht 1955 mehr Glück. Der Finne schnallte trotz reichlich Rest-Alkohol an – und gewann.

B             – wie „Buwi“ Bradl

War nicht nur der erste Springer, der über 100 Meter segelte, sondern auch erster Tourneesieger. Das Stadion in Bischofshofen trägt heute den Namen des Österreichers.

C             – wie Champions

Wahre Champions sind die Adler aus Österreich und Finnland, die es bisher auf je 16 Tourneesiege brachten. Allerdings liegt der letzte Erfolg der Austria-Adler durch Stefan Kraft schon wieder neun Jahre zurück, bei den Finnen sind es inzwischen 18.

D             – wie Dreikönigsspringen

Älter als die Tournee, aber integraler Bestandteil der Veranstaltung. Seit 1973 wird in Bischofshofen immer am 6. Januar gesprungen.

E             – wie Eddie the Eagle

Darf natürlich nicht fehlen. Der Brite nahm 1987/88 und im Folgejahr an der Tournee teil. Er stürzte im Januar 1989 in Innsbruck schwer, brach sich das Schlüsselbein und beendete anschließend seine Karriere.

F             – wie Flaggenstreit

Gehört zu den weniger ruhmreichen Kapiteln der Tournee. 1959/60 verbot die Bundesrepublik den Auftritt von Athleten aus der DDR unter eigener Flagge (die so genannte „Spalterflagge“). Daraufhin nahmen die DDR und andere Ostblockländer nicht an der Tournee teil.

G            – wie grüne Linie

Eine seit einigen Jahren eingeführter technische Unterstützung für Athleten, Besucher und TV-Zuschauer. Signalisiert aktuell die für Platz 1 nötige Weite und projiziert diese in den Aufsprung Hang.

H             – wie Helmut Recknagel

Gewann als erster Springer 3x die Gesamtwertung. Bester Springer seiner Zeit. Mehr als 3 Erfolge wären möglich gewesen – das verhinderten aber die Funktionäre in Ost und West.

I              – wie Innsbruck

Das Springen am Bergisl hat Besonderheiten, nicht nur, weil man vom Anlaufturm auf einen Friedhof schaut. Die Anlage wurde mehrfach umgebaut, besaß zwischenzeitlich einen ausfahrbaren Schanzentisch. Leider fehlt noch immer das Flutlicht. Das soll sich bis spätestens 2025 ändern.

J              – wie Jens Weißflog

Legende aus Sachsen! Weißflog gewann die Tournee 4x und als einziger Springer in beiden Stilarten. Hält mit 10 Tagessiegen noch immer den Rekord.

K             – wie K-Punkt

Wer exakt diesen Punkt, der mit einer Linie im Hang gekennzeichnet ist, trifft, bekommt 60 Weitenpunkte. Galt früher als kritischer Punkt, bis zu diesem war sicheres Landen möglich. Heute wird der K-Punkt mit Konstruktionspunkt umschrieben, gehört zu den Ausgangsparametern beim Schanzenbau

L              – wie Lucky Loser

Eine Erfindung aus der Neuzeit der Tournee. Die 50 Teilnehmer des ersten Durchgangs ermitteln in direkten Duellen die 25 Sieger, die den zweiten Durchgang erreichen, die fünf bestplatzierten Verlierer, also die „lucky loser“ komplettieren das Finale der 30 Springer

M           – wie Max Bolkart

War der erste westdeutsche Gesamtsieger der Tournee, gewann in Abwesenheit von Helmut Recknagel, was den Triumph keineswegs schmälerte. Bolkart feierte als Oberstdorfer zum Auftakt dabei ein Heimspiel und einen Heimsieg, gewann auch das Neujahrsspringen und in Innsbruck.

N            – wie Neujahrsspringen

Der Wettkampf auf der Olympiaschanze von Partenkirchen ist älter als die Tournee, wird traditionell als Vorläufer der Tournee bezeichnet. Das Neujahrsspringen ist traditionell der Tournee-Höhepunkt, weil weltweit meistgesehen und prestigeträchtig

O            – wie Oberstdorf

War zunächst nicht als Tourneestandort vorgesehen, erhielt aber den Vorzug vor Berchtesgaden, Füssen und Oberammergau. Heute ein Mekka des nordischen Skisports. Bei der ersten Tournee zweiter Ort nach Partenkirchen, gesprungen wurde im Allgäu 1953 am 4. Januar.

P             – wie Posthotel Partenkirchen

Fußnote der Tournee, im Posthotel Partenkirchen wurde am 14. Dezember 1952 die „Deutsch-Österreichische Springertournee“ offiziell gegründet. Als eigentlicher Gründungstag gilt aber der 17. Mai 1952 – damals wurde anlässlich eines Nachtspringens auf der Seegrube oberhalb von Innsbruck die Idee ins Leben gerufen

Q            – wie Qualifikation

Wurde nötig, um die ausufernden Teilnehmerfelder zu reduzieren. Vor dem Springen werden die Teilnehmerfelder auf die besten 50 Athleten reduziert, die dann zum 1. Durchgang antreten können.

 

R             – RTL  

Übernahm am 1. Januar 2000 die TV-Übertragung von der Tournee von ARD/ZDF. Kurz vor der Saison 2007/08 zog sich der Privatsender vom Wintesport zurück, die Tournee wanderte wieder zu den Öffentlich-Rechtlichen. Seit 1956 hatte der Bayerische Rundfunk das Neujahrsspringen übertragen, ab 1960 alle vier Wettbewerbe

S             – wie Sven Hannawald

Der Springer, der es in der Saison 2001/02 als erster schaffte, alle vier Springen für sich zu entscheiden. Dieser Triumph wird „Golden Slam“ genannt. Nach Hannwald konnten die DSV-Adler keinen weiteren Gesamtsieg feiern.

T             – wie Tiroler Meter

Sind Legende! Als noch per Hand gemessen wurde, und die Weitenrichter den Aufsprung anzeigten, wurden – je nach Land – schon mal ein bis zwei Meter hinzugeschummelt, in Innsbruck nannte man das Verfahren dann „Tiroler Meter“.

U            – wie Umbauten

Gab es an allen Schanzen, Garmisch-Partenkirchen und Innsbruck besitzen sogar Neubauten. Die Schattenbergschanze in Oberstdorf erhielt schon Anfang der 70er eine Stahlbeton-Leimholzbinden-Konstruktion.

V             – wie V-Stil

Heute Normalität, Anfang der 90er eine Neuerung. Der Schwede Jan Boklöv spreizte nach dem Absprung die Skispitzen auseinander und gewann damit mehr Fläche. Der Stilwechsel setzte sich in den Folgejahren durch.

W           – wie Weitenmessung

Erfolgt einst per Hand. Dann wurde das Verfahren automatisiert, inzwischen ist die elektronische Weitenmessung Alltag. Gemessen wird ab Fußmitte und obwohl es viel genauer möglich wäre in Abständen von 50 cm.

X             – wie X-Trail – Auto

Gehörte 2004 zu den von Sponsoren ausgelobten wertvollen Sachprämien für den Tourneesieger. Der Norweger Sigurd Pettersen durfte sich über das Spezial-Auto von NISSAN freuen.

Y             – Yukio Kasaya

Gewann im Winter 1971/72 die drei Springen von Oberstdorf, Garmisch-Partenkirchen und Innsbruck. Musste auf Weisung der Teamleitung dann abreisen, sonst hätte der Japaner möglicherweise schon 30 Jahre vor Sven Hannawald den „Golden Slam“ geschafft. Siegte dafür anschließend bei den Olympischen Spielen in Sapporo von der Normalschanze.

Z             – wie Zinkenschanze

Tournee-Ersatzort 1956, auf der Schanze in Bischofshofen konnte damals wegen Schneemangels nicht gesprungen werden, deshalb wanderte der Tross ins nahgelegene Hallein und absolvierte das vierte Tourneespringen auf der Zinkenschanze.

Fotos: K.Voigt Fotografie

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