Skandinavische Festspiele

Norwegen und Schweden dominierten die Biathlon WM in Oberhof

Manche nennen es Erbsenzählerei. Aber auch wenn etwas dran ist, an der These, dass nicht nur Gold, Silber oder Bronze zählen – am Ende ist die Medaillenwertung die wesentliche Größe bei der Leistungsbeurteilung sportlicher Großereignisse.

Überflieger Bø – Olsbu-Røiseland bricht Neuner – Rekord

Bei der Biathlon-WM in Oberhof war eigentlich schon vor dem ersten Schuss klar, dass Norwegen diese Titelkämpfe dominieren könnte. Und die Skandinavier lieferten – 13 Medaillen gab es für das favorisierte Team. An allen fünf Goldenen war der Überflieger dieser Welttitelkämpfe beteiligt: Johannes Thingnes Bø. Der Ausnahmekönner stellte mit insgesamt sieben Plaketten einen neuen WM-Rekord auf. Und es war für die Konkurrenz fast tröstlich, dass selbst dieser Ausnahmeathlet am letzten Wettkampftag wieder auf den Boden der Realität landete, „nur“ Bronze holte, Silber mit der Staffel komplettierte die Boe-Bilanz, wobei der zweite Platz im Quartett sicherlich im Team als Niederlage gewertet wird, hier gewannen die Franzosen. Die sammelte vier Medaillen, bedeutet Rang drei in der Nationenwertung, der Titel des Männer-Teams war einer von zwei großen Höhepunkten der l‘equipe tricolore, zuvor hatte Weltcupspitzenreiterin Julia Simon Gold im Verfolger geholt. Erfolgreichste Biathletin dieser WM wurde Schwedens Hanna Öberg, mit zwei Gold und je einer Silber- und Bronzemedaille. Im Schatten der Schwedin holte auch Marte Olsbu Røiseland zwei Goldene, damit überflügelte die Norwegerin mit nun 13 Titeln die bisherige Rekordhalterin Magdalena Neuner aus Deutschland.

Schweden die neue zweite Kraft im Biathlon

Schwedinnen und Schweden kamen insgesamt auf elf Medaillen, nur zwei weniger als Norwegens Biathlon-Elite. Was zu der Erkenntnis führt, dass diese Titelkämpfe fest in Skandinavischer Hand waren, denn zwei Drittel aller Podestplätze sammelte die Vertreter der Ski-Verbände Norwegens und Schwedens ein.

Gastgeber mit Licht und Schatten

Das dürfte speziell den Gastgeber ärgern. Deutschland konnte die eigenen Ziele bei der Heim-WM nur bedingt erfüllen. Insbesondere die Männer enttäuschten, blieben zum ersten Mal seit über 50 Jahren bei Großereignissen komplett medaillenlos. Und bei den Frauen hatte der DSV-Erfolg einen Namen: Denise Herrmann-Wick. Die Sächsin ging als Mitfavoritin in die Titelkämpfe und lieferte – Gold und 2x Silber stehen für sie in den Büchern. Ansonsten muss man beim Deutschen Ski Verband darauf hoffen, dass der Nachwuchs zündet. Gute Ansätze lieferten Sophia Schneider und Hanna Kebinger, Vanessa Voigt, als Kronprinzessin gehandelt, hielt der Last des Drucks der Heim-WM nicht immer stand, eroberte aber zumindest mit der Staffel Silber. Hoffnung machen die Nachwuchsläuferinnen Lisa Spark und Selina Grotian, die 18jährige gilt als große Hoffnungsträgerin im Verband. Bei den Herren sieht es dagegen auch in Sachen Nachwuchs nicht rosig aus.

Festspiele auf dem Kamm des Thüringer Waldes

Zwei Goldmedaillen stehen nicht in der offiziellen Wertung. Eine geht an das phantastische Publikum. Mehr als 150.000 Zuschauer wollten die WM live sehen. Dabei war es völlig egal ob die Sonne schien, Nebel in der Anlage waberte oder sich – wie am Finalwochenende – der Regen in Strömen über dem Thüringer Wald ergoss. Die Fans wollten Party machen und machten Party. Die andere Medaille bekommen die Gastgeber. Allen Unbilden zum Trotz hat Oberhof gehalten, was es versprach: Gut organisierte Wettbewerbe. Die Vorbereitung verlief suboptimal, durch Covid-19 konnten die Thüringer nie unter echten Bedingungen testen. Das Wetter spielte nur bedingt mit – trotzdem waren die Strecken bis zum Schlusstag in hervorragendem Zustand. Kleine Problem wurden umgehend behoben und die vielen fleißigen Helfer rund um die WM werden diese Titelkämpfe wohl nie mehr vergessen, denn sie durften dabei sein, als König Johannes Thingnes Bø die Biathlon-WM in Oberhof zur Bø-Athlon WM machte.

Fotos: Kevin Voigt

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