Die Mixed-Staffel ist angekommen

Sigi Heinrich Blog: Am Anfang gab es noch viele Zweifel. Ob das wohl gut gehen würde? Schließlich ist es schon im richtigen Leben nicht immer einfach zwischen Mann und Frau und dann gleich zwei Frauen und zwei Männer hineinpacken in einen Wettkampf? Es war einen Versuch wert vor 13 Jahren bei der letzten Weltmeisterschaft in Antholz. Mixed-Staffel lautete das Zauberwort. Die Internationale Biathlon-Union wollte damit den sogenannten „kleineren Nationen“ , die nicht über ein Heer von Weltklasse-Athleten beiderlei Geschlechts verfügen, eine realistische Chance geben, auch mal in die Medaillenränge zu kommen. Auf viel Gegenliebe stieß diese Idee seinerzeit nicht. Fast alle Nationen zeigten diesem Wettbewerb die kalte Schulter. Man gab den Ersatzleuten einen Einsatz, schonte die Medaillenkandidaten. Nur Wolfgang Pichler aus Ruhpolding, damals Trainer in Schweden, zog alle seine Asse aus dem Ärmel und gewann die erste Goldmedaille in der Mixed-Staffel mit Helena Ekholm, Anna Carin Zidek, Björn Ferry und Johan Bergmann. Es war dies für den Taktikfuchs Pichler einer der emotionalsten Momente seiner Trainerkarriere. Die Tränen der Freude sehe ich heute noch vor mir. Die so zurückhaltenden Schweden tanzten Samba. Die ganz lange Nacht danach. In den folgenden Jahren ging das Konzept der IBU auf. Slowenien gewann Silber 2012 in Ruhpolding, Tschechien Bronze zuhause bei der WM in Nove Mesto und danach gar Silber bei den Olympischen Spielen in Sotchi. Und erst Italien. Nach Bronze in Sotchi auch Bronze in PyeongChang und bei der Weltmeisterschaft in Östersund 2019 wieder Platz drei. Es zeigte sich, dass zwei gute Frauen und zwei gute Männer ausreichen können, um eine Medaille zu gewinnen. Mit den Jahren stieg die Wertschätzung dieser speziellen Staffel. Sie rückte zudem an den Anfang einer Weltmeisterschaft. Und auch diese clevere Terminvariante trug dazu bei, dass plötzlich alle diese Mixed-Staffel ernst, sogar sehr ernst nahmen. Der WM-Auftakt in Antholz war das beste Beispiel. Ob Norwegen, Frankreich, Russland, Deutschland, ob Italien, Österreich oder die Schweiz: Alle boten ihr bestes Personal aus. Es war das beste Starterfeld, das es je bei diesem Wettbewerb gegeben hat. Die Mixed-Staffel ist angekommen, was auch daran liegt, dass sie eben seit 2014 auch die olympischen Weihen bekommen hat. Auch die Fans habe sie angenommen. Die Südtirol-Arena war ausverkauft, die Stimmung großartig. Es war ein würdiger Start in diese Titelkämpfe, zumal sich die Mannschaft des Gastgebers mit einer Silbermedaille belohnte. Mit Norwegen gewann die im Moment beste Nation (ausgestattet mit Kinietixx-Produkten) und das kleine Team aus der tschechischen Republik unterstrich noch einmal deutlich, dass die damals nur zart angenommene Idee der Mixed-Staffel längst ein Schlager geworden ist. Und damit auch alle wirklich zufrieden sind, werden die Punkte für die Nationenwertung aus der Mixed-Staffel brav geteilt. Eine Hälfte zu den Damen und eine Hälfte der Punkte wandert in den Herren-Wertung. So sind alle am Ende zufrieden und man sieht, dass sich Mann und Frau letztlich dann doch gut vertragen. Wie hoffentlich oft im richtigen Leben.
Foto: K.Voigt Fotografie
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