Norwegens Männer und Frankreichs Frauen dominieren Biathlon-Weltcup
Ganz ehrlich: Diese Rekordzahlen aus Norwegen und Frankreich liest man sicherlich gern. Während bei der WM in Nove Mesto das französische Fernsehen mit 1,8 Millionen Zuschauern einen neuen Rekord feiern konnte, freuten sich die Skandinavier über eine Biathlon-Einschaltquote von 80%, was nichts weiter heißt, als dass sich während der Welttitelkämpfe vier von fünf Fernsehzuschauern für Biathlon entschieden. Rekorde purzelten auch im digitalen Bereich, die Nutzerzahlen liegen weltweit inzwischen im dreistelligen Millionenbereich. Warum? Weil Erfolg interessant macht!
Erfolge zu feiern gab es für einige Biathletinnen und Biathleten, Lisa Vittozzi aus Italien gewann beispielsweise den Gesamtweltcup bei den Frauen. Schon in Nove Mesto war die Italienerin Weltmeisterin geworden, auch Schwedens Männerstaffel holte den WM-Titel. Bei den Herren gab es drei Weltcup-Einzelsiege für Deutschland und einen für Schweden, bei den Frauen stand neben der bärenstarken Vittozzi mit vier Erfolgen auch die Schweizerin Lena Häcki-Groß zwei Mal auf dem obersten Weltcup-Treppchen, Elvira Oeberg aus Schweden hatte einmal die Nase vorn.
Und sonst so? Alle (!) anderen Wettkämpfe des Winters fanden Siegerinnen und Sieger, die entweder aus Norwegen oder Frankreich kamen. Im Männerbereich konnte Frankreichs Eric Perrot in Soldier Hollow in die Phalanx der Norweger einbrechen. Die aber siegten bei 15 der 21 Einzelweltcups, alleine Überflieger Johannes Thingnes Boe, der mal wieder die große Kristallkugel einsammelte, war acht Mal erfolgreich. Das sorgt im Lager der Skandinavier für viel Freude, bei der Konkurrenz für Sorgenfalten. Und beim Weltverband IBU für ein wenig Angst, denn die Dominanz der Herren aus Nordeuropa hätte ja auch auf das Zuschauerinteresse durchschlagen können, frei nach dem Motto: „Die gewinnen ja sowieso“. Dass es nicht so kam, zeigen die obenstehenden Zahlen. Aber selbst die Norweger glauben, noch Luft nach oben zu haben, dass es in keiner Staffel bei der WM zu Gold reichte, ist Stachel im Fleisch der Erfolgsverwöhnten.
Ganz anders Frankreichs Frauen. Die lieferten insbesondere bei der WM in einer Art und Weise, die die Konkurrenz staunend zurücklies. Nur Lisa Vittozzi konnte in die französische Phalanx einbrechen, holte den Titel im Einzelwettbewerb, den Rest schnappten sich Julia Simon und Justine Braisaz-Bouchet und mit den Teams Lou Jeanmonnot und Sophie Chauveau. Der Vierfachsieg im Sprint war wohl der größte Ausdruck französischer Dominanz.
Leidtragende der Überlegenheit made in France war die Konkurrenz, auch die aus Norwegen. Denn vor den Welttitelkämpfen galt Norwegens Ingrid Landmark Tandrevold als Favoritin. Doch was den Herren gelang, blieb den Frauen verwehrt. Tandrevold kehrte nach der Enttäuschung bei den Titelkämpfen zwar gestärkt zurück und feierte im Weltcup im heimischen Oslo ein gelungenes Comeback. Dass die immer stärker werdende Vittozzi und auch Frankreichs Lou Jeanmonnot im Gesamtweltcup noch an ihr vorbeizogen, konnte sie aber nicht verhindern. Deshalb verstärkt das Gesamtresultat, dass nach dem Ausflug der Biathlon-Weltcup-Karawane nach Amerika mit Starts in Soldier-Hollow und dem kanadischen Canmore feststand, den Eindruck sogar noch ein bisschen, es sei eine französisch-norwegische Saison zu Ende gegangen.
Deshalb soll zum guten Saisonschluss noch eine Zahl Eingang in die Bilanz finden, die ausnahmsweise nichts mit Norwegen und Frankreich zu tun hat. Stolze 4,69 Millionen Menschen – noch so ein Rekord – verfolgten am Finaltag der WM das Massenstartrennen der Männer, nur dreihunderttausend weniger hatten zuvor bei den Frauen zugeschaut. Beeindruckende Zahlen vom Deutschen Markt. Zumindest bei den absoluten Zahlen hatte Deutschland also die Nase vorn.
Foto: K.Voigt Fotografie