Der Nordischen Ski-WM fehlen die Zuschauer – aber Experten gibt es reichlich
Sie haben gebibbert, gebangt und gehofft – und sind im Moment ein wenig enttäuscht: Die Organisatoren der Nordischen Ski WM in Planica. Vor einem Jahr wusste man noch nicht, wie sich die COVID-19-Pandemie entwickelt, ob Publikum überhaupt zugelassen werden darf. Dann gab es noch eine richtungweisende Wahl im Land, ebenfalls mit Auswirkungen auf die Titelkämpfe. Und erst als beide Klippen umschifft waren, bestand für die Gastgeber die Möglichkeit, ihre Veranstaltung entsprechend zu bewerben, ganz offensichtlich zu spät, wie der bisher mickrige Zuschauerzuspruch zeigt. Selbst die Skisport-verrückten Norweger stornierten gleich mehrere zehntausend vorgeorderte Tickets und bei den Einheimischen hatte man den Eindruck, die WM gehe an ihnen vorbei. Klar, im Langlauf und der Nordischen Kombination sind die Gastgeber sportlich nur bedingt wettbewerbsfähig. Aber gerade das Skispringen hat im Lande eine riesige Tradition, das Weltcup-Finale auf der Flugschanze lockt Jahr für Jahr zehntausende Fans ins Tal im Dreiländereck Slowenien-Italien-Österreich. Aber selbst beim Einzelwettkampf der Frauen, hier stellte Slowenien sogar die WM-Titelverteidigerin, blieb das Publikum handverlesen.
Da ist guter Rat teuer und für die Titelkämpfe in diesem Winter bleibt nur die Hoffnung, dass die Zahl der Interessierten in der zweiten Wettkampfwoche noch steigt. Aber grundsätzlich wäre ein Lösungsansatz, auf Bewährtes zurückzugreifen und da gilt der alte Spruch: „Warum in die Ferne schweifen, das Gute liegt so nah…“.
Das Gute, das sind im konkreten Fall die Stars der Vergangenheit, die sich in Planica die Klinke in die Hand geben. Der Auftrieb an Olympiasiegerinnen und Olympiasieger, Ex-Weltmeisterinnen und Weltmeistern ist erstaunlich. Janne Ahonen, Andreas Widhölzl, Adam Malysz, Anders Bardal, Martin Schmitt und Sven Hannawald würden auch heute bei einem fiktiven Einladungsspringen von einer kleinen Schanze sicherlich die Fans an die Anlage locken. Gleiches gilt für die Nordischen Kombinierer und bei den Langläufern muss man aufpassen, dass man die Ex-Stars auf dem Weg zur Loipe nicht über den Haufen rennt. Norwegen punktet mit Therese Johaug und Petter Northug, Italien könnte Cristian Zorzi an den Start bringen, die Schweizer würden wohl auf Dario Cologna zurückgreifen und die Deutschen hätten die Wahl zwischen Axel Teichmann, Tobias Angerer, Jens Filbrich oder Claudia Nystad, die in verschiedenen Funktionen oder – im Falle der zweifachen Olympiasiegerin aus dem Erzgebirge – als Zuschauer in Planica gesichtet wurden.
Wobei der Faktor Zeit bei einem möglichen Traditionsrennen sicherlich ein zu berücksichtigender Aspekt wäre, denn die meisten der einstigen Heldinnen und Helden sind beruflich unterwegs. Ob als Funktionäre , wie Kombinierer Mario Stecher, als Trainer, da stechen Teichmann, Widhölzl oder Horngacher heraus, im Technik-Bereich wie Zorzi oder – besonders beliebt -als TV-Experten. Aber einen Versuch wäre es sicherlich wert und das Publikum hätte sicher seinen Spaß.
Foto: K.Voigt Fotografie