Lückenschluss der Skispringerinnen

Es war im Februar 2009, da pilgerten viele Interessierte an die Skisprungschanze von Liberec. Eine WM-Entscheidung stand an, eine ganz besondere zudem, denn zum ersten Mal sollten Gold, Silber und Bronze beim Skispringen der Frauen vergeben werden. Und das Publikum erlebte einen spannenden Wettkampf mit der neuen und damit ersten Weltmeisterin Lindsey Van aus den USA, Silbermedaillengewinnerin Ulrike Gräßler aus Deutschland und Anette Sagen aus Norwegen, die Dritte wurde. Was noch auffiel – es gab reichlich ein Dutzend Top-Athletinnen, danach riss das Niveau etwas ab.

Dezember 2020, Ramsau. Nein, eine WM gab es hier nicht, die hatte in der Steiermark schon 1999 Station gemacht. Aber eine Weltpremiere. Denn die Nordischen Kombiniererinnen absolvierten zum ersten Mal einen Weltcup – im Gegensatz zu den Springerinnen fast 12 Jahre zuvor hatte der Weltverband FIS nämlich dafür gesorgt, dass die neue Disziplin nicht gleich mit einer WM-Entscheidung auf der großen Bühne des Weltsports erschien. Und wie 2009 im Isargebirge so war auch anno 2020 am Fuße des Dachsteingletschers zu sehen: An der Spitze des Feldes tummelten sich natürlich viele Top-Athletinnen, weiter hinten war das Niveau noch gewöhnungsbedürftig.

Das ist bei neuen Sportarten und Disziplinen aber normal. Und ein Blick auf den Skisprung-Weltcup der Frauen, der noch am gleichen Tag in Ramsau stattfand, zeigt die hohe Dynamik in der Entwicklung, denn inzwischen unterscheiden sich die Wettbewerbe der Spezialspringer bei Männern und Frauen wenn überhaupt, dann nur noch durch die Länge des gewählten Anlaufs. Und so darf man auch in der Nordischen Kombination darauf setzen, dass in den nächsten Jahren mehr als die in Ramsau anwesenden neun Nationen am Weltcup teilnehmen wollen und werden. Übrigens: Auch in bei den Kombiniererinnen setzte eine Amerikanerin die erste Duftmarke: Tara Geraghty-Moats gewann vor Gyda Westwold-Hansen aus Norwegen und Anju Nakamura, die kommt aus Japan. Die Deutschen landeten im geschlagenen Feld und waren dennoch glücklich, denn sie sind jetzt endlich mittendrin im Weltcupzirkus und bis zur Heim-WM in Oberstdorf bleibt noch ausreichend Zeit, um Defizite im Springen und Laufen aufholen zu können. Denn im Allgäu wartet die nächste und vorletzte Premiere auf die Damen: Eine Weltmeisterschaftskonkurrenz. 12 Jahre nach Liberec, 97 Jahre nachdem die Männer bei der Olympiapremiere in Chamonix 1924 zu ersten Mal die Champions im Winterzweikampf aus Laufen und Springen kürten. Bis diese letzte olympische Lücke geschlossen wird, werden aber wohl noch 5 Jahre dauern, denn für Peking ist die Nordische Kombination der Frauen nicht vorgesehen und deshalb wird es die letzte Premiere wohl erst 2026 bei den Spielen in Mailand geben.

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