Vierschanzentourneesieger David Kubacki etabliert sich in der Weltelite
Als Adam Malysz die Vierschanzentournee gewann, das war am 6. Januar 2001, da war der kleine David gerade mal 10 Jahre alt. Und schon seit vier Jahren als Skispringer unterwegs. Allerdings: Als das große Talent galt der junge mit den blonden Locken nicht gerade, andere hielt man für begabter. Aber ehrgeizig war er, der schmächtige Junge aus Nowy Targ und besessen von seinem Sport. Also blieb Kubacki dem Skispringen treu und kletterte Stück für Stück nach oben in der Welt der Skispringer. Große Sprünge machte er dabei aber nicht, vielmehr ging alles Stück für Stück. 2009 feierte er sein Debüt im Weltcup, doch erst 2012 gab es die ersten Weltcuppunkte, im gleichen Jahr in Engelberg folgte die erste Top-Ten-Platzierung. Und bei der WM in Val di Fiemme reichte es mit dem polnischen Team zu Bronze, seiner ersten großen Medaille. Im Sommer gewann Kubacki bei den nationalen Titelkämpfen der erste Meistertitel, es schien, als sei der Knoten geplatzt.
Doch das wäre zu einfach gewesen. Denn richtig etablieren konnte sich der Liebling der Fans nicht. Kubacki spielte im polnischen Team den Edeljoker. Top-Leistungen wechselten mit eher durchschnittlichen Resultaten. Und so musste der inzwischen 29jährige im Sommer Anleihen nehmen, damit es auch im Winter wieder funktionierte. Die Grand-Prix Serien in der warmen Jahreszeit wurden Kubackis Lieblings-Veranstaltungen, nach eher dürren Jahren sicherte er sich 2017 den Gesamterfolg im Sommer-Grand-Prix und machte damit nachdrücklich auf sich aufmerksam, denn auch wenn nicht alle Stars des Skisprungwinters auch auf Matten an den Start gehen, um das Gesamtklassement zu gewinnen, bedarf es vor allem einer Fähigkeit – der Konstanz. Diese einmal gewonnene Wettkampfhärte führte den Mann, der für Wisla Zakopane startet und neben dem Skispringen studiert, zurück in die Weltelite und lies ihn zu einer stabilen Größe in der polnischen Auswahl werden. Im Schatten von Überflieger Kamil Stoch reifte Kubacki heran, wurde Team-Weltmeister 2017 in Lahti, holte mit der Mannschaft Olympia-Bronze in Pyeongchang und lieferte nun kontinuierlich Spitzenplätze auch in Einzelwettkämpfen ab. Aus dem Schatten von Stoch herauszutreten, das allerdings blieb ihm versagt. Bis zum letzten Winter. Dort sorgte der 1.80 Meter großen „blonde Engel“ mit seinem Triumph auf der Normalschanze von Seefeld für den ersten großen Einzeltitel. Kubacki wurde – nach Rang 27 im ersten Durchgang – Weltmeister, weil er individuelle Klasse und Nervenstärke bewies, so wie einst sein Landsmann Wojtech Fortuna 1972 bei den Olympischen Spielen in Sapporo. Kritiker taten aber auch diesen Sieg als Zufallsprodukt ab, eben weil die äußeren Bedingungen andere Springer reihenweise hatten straucheln lassen. Nun aber dürfte auch der letzte Kritiker verstummt sein. Denn David Kubacki hat die Vierschanzentournee gewonnen. Sein mit Abstand größter Erfolg, ein Produkt aus Nervenstärke, guter Form, einem stimmigen Gesamtpaket (zu dem übrigens auch die Handschuhe gehören) und dem nötigen Glück. Aber wie der Pole beim Dreikönigsspringen in Bischofshofen seine Chance beim Schopfe packte und als Gesamtführender mit dem Tagessieg keine Zweifel am Tournee-Erfolg aufkommen ließ, das war einfach nur großartig. Und umso bemerkenswerter, wenn man Kubackis sportlichen Werdegang Revue passieren lässt.
Foto: T. Wiedensohler / Camera 4