Statt Riiber gegen Frenzel jetzt Geiger gegen Lamparter?
Als die Kombinierer ihren letzten Weltcup vor den Spielen hinter sich hatten, da stand fest: Es werden extrem enge Wettbewerbe bei den Olympischen Spielen in Peking. Der nach seiner Verletzung in den Weltcup zurückgekehrte Superstar Jarl Magnus Riiber war nicht mehr so dominant wie noch im Dezember, Vinzenz Geiger, Altmeister Joergen Graabak, Johannes Lamparter und auch Eric Frenzel rückten näher oder zogen vorbei.
Tage später ist alles anders: Corona hat das Feld der Spitzenkräfte dezimiert. Vier der im Gesamtweltcup auf den ersten sieben Plätzen rangierenden Athleten sind entweder positiv getestet oder in Quarantäne: Riiber, der Este llves und die beiden Deutschen Eric Frenzel und Terence Weber. Mit der Folge, dass vor dem ersten Wettkampf in den Bergen nordwestlich von Peking eine völlig neue Konstellation entstanden ist. Eine, die niemand, der auch nur annähernd sportliches Fair Play pflegt, auch nur im Ansatz herbeigesehnt hat. Aber eben auch eine, die jetzt die Karten komplett neu mischt. Denn der Ausfall einiger Favoriten lässt die Chancen der Sportler steigen, die das Glück hatten, sich nicht anzustecken oder in der Nähe eines positiv Getesteten unterwegs gewesen zu sein. Und so läuft vieles auf das Duell Vinzenz Geiger gegen Johannes Lamparter hinaus. Der Österreicher ist Weltcup-Spitzenreiter, was allerdings auch daran liegt, dass Dominator Riiber verletzungsbedingt mehrfach auslassen musste. Was aber nichts daran ändert, dass der zweifache Weltmeister von Oberstdorf 2021 seinem Konkurrenten aus Norwegen eben mächtig auf den Pelz rückte. Lamparter absolvierte einen Steigerungslauf, die Saison begann für ihn zäh, aber von Woche zu Woche steigerte sich der gerade mal 20jährige aus Hall in Tirol, der im letzten Jahr das Kunststück fertigbrachte, erst den Junioren-Weltmeistertitel zu erringen und anschließend bei den Erwachsenen zu performen.
Ärgster Konkurrent des Österreichers dürfte ein Deutscher werden. Oder gar drei? Johannes Rydzek kam zuletzt wieder in Schuss, allerdings fehlte es noch ein wenig im Springen. Julian Schmid ist im Gesamtweltcup Achter und überzeugte mit großer Konstanz. Und dann wäre dann ja noch Vinzenz Geiger. Der erlebt im Gegensatz zu Lamparter in China schon seine zweiten Olympischen Spiele, holte mit dem Team 2018 gleich Gold und hat sich seither eher noch verbessert. Nach den Spielen wird Geiger mit Sicherheit das neue Aushängschild in der Mannschaft von Hermann Weinbuch, aber schon jetzt ist er der Athlet mit dem attraktivsten Leistungsangebot in der bisherigen Saison. Fast die Hälfte der bisherigen 15 Weltcups in diesem Winter beendete der Oberstdorfer mit einem Platz auf dem Treppchen, springt mit einer erstaunlichen Konstanz, läuft auf höchstem Niveau und ist darüber hinaus sehr sprintstark. Eigenschaften, die auch Lamparter für sich reklamiert. Gut möglich also, dass die beiden jungen Männer in China eine neue Ära in der Nordischen Kombination einläuten. Gut möglich aber auch, dass die derzeit verhinderten Spitzenkräfte bei den beiden anderen Olympia-Entscheidungen wieder mit von der Partie sind. Ob nach der bewegungsarmen Zeit in Quarantäne und Isolation dann die Form aber noch oder schon wieder stimmt, ist eine der Fragen, die gegenwärtig ebenso nicht beantwortet werden kann, wie die nach der rechtzeitigen Rückkehr oder die Frage, ob das Virus jetzt endlich raus ist aus dem Lager der Nordischen Kombinierer.
Foto: K.Voigt Fotografie