Sitzt, passt, wackelt und hat Luft! Die Olympischen Spiele in Peking sind schon wieder Geschichte. Es waren besondere Spiele in vielerlei Hinsicht, dominiert von der Corona Pandemie, politisch überfrachtet, geschüttelt von einem Skandal um ein 15jähriges Mädchen im Eiskunstlauf, eingegrenzt durch den Zuschauerausschluss, eingeschränkt auch durch die „closed loops“ oder „bubbles“, wie die speziell für die Olympiateilnehmer vorgesehenen Zonen genannt wurden, in denen sich wegen der Spiele nach China gereiste Personen bewegen mussten. Es waren aber auch perfekt organisierte Spiele, fast fehlerlos im administrativen Bereich, mit hochmodernen, architektonisch beeindruckenden Sportstätten, mit vorzeigbaren Unterkünften. Vor allem aber verbunden mit dem Fakt, dass das viel kritisierte Kontrollsystem in Sachen Corona Früchte trug, es gab innerhalb der Olympischen Familie praktisch keine Neuansteckungen.
Dafür aber leider einige Fälle bei Einreise. Die Prominentesten wohl in der Nordischen Kombination. Kristian Ilves aus Estland, Eric Frenzel und Terence Weber und Überflieger Jarl Magnus Riiber aus Norwegen – gleich vier Athleten aus den Top-Sieben der Weltrangliste mussten passen, entweder komplett oder zumindest teilweise.
Dafür sprangen andere in die Bresche. Joergen Graabak beispielsweise, der gleich 2x Gold gewann. Er war damit der erfolgreichste Kombinierer der Tage von Peking, mit insgesamt 4x Gold ist er einer der erfolgreichsten Medaillensammler, in Sachen Gold sogar der einzige Winterzweikämpfer, der vier Goldene sein Eigen nennen darf.
Vier Goldene, die hat auch Johannes Thingnes Boe auf der Habenseite, allerdings alleine bei diesen Spielen errungen. Insgesamt steht der Norweger bei fünf Siegen, schließlich gewann er in Pyeongchang vor vier Jahren auch schon die Einzelkonkurrenz. Boe ist der Biathlon-König von China, schaffte es dabei auch, die Angriffe von Quentin Fillon Maillet abzuwehren, der aber ebenfalls zufrieden von den Spielen nach Hause fahren darf.
Der Langlauf-Zar kommt aus Russland und heißt Alexander Bolschunov. Jahrelang hatte der 25-jährige im Duell mit Norwegens Johannes Hoesflot Klaebo meist knapp das Nachsehen. In China drehte er den Spieß um und sammelte drei Goldmedaillen ein, in beeindruckender Weise übrigens. So wie Marte Olsbu Roiseland, die im Biathlon brillierte und im Gegensatz zu vielen anderen Sportlerinnen und Sportlern auch dem nervlichen Druck standhielt, als Favoritin der Erwartungshaltung gerecht zu werden.
Man könnte andere Sportlerinnen und Sportler nennen, es gab natürlich auch Misserfolge und Enttäuschungen. Und es gab Überraschungen, den Teamsprint der Langlauffrauen mit dem Erfolg des deutschen Duos, die Dominanz in der Eisrinne bei Rodel-, Bob- und Skeleton-Entscheidungen. Und es gab einen Olympiasieg, der speziell in Norwegen für unglaubliches Aufsehen sorgte. Auf der Großschanze gewann nämlich Marius Lindvik. Gut, möchte man meinen, Lindvik also, fein. Aber: Es war für die Norweger die erste Goldmedaille von der Großschanze. 1964 hatte man zum ersten Mal zwei Entscheidungen, gab es den Unterschied zwischen Normalschanze und dem großen Bakken. Zum Auftakt siegte 1964 Toralf Engan, danach nie wieder ein Norweger – zumindest nicht von dieser Schanze. In Peking war es endlich wieder soweit und für ein Land, dass sich – nicht völlig zu Unrecht – als Erfinder der Sportart sieht, war das die vielleicht schönste Goldmedaille dieser Spiele.
Ganz nebenbei: Keiner der Superstars dieser Olympischen Spiele, ob nun aus Russland, Frankreich oder Norwegen hatte trotz der eisigen Temperaturen Probleme mit der Kälte an Händen oder Fingern. Was erfreulich ist, denn es ist die Summe der kleinen Dinge, die zum Erfolg beitragen.
Foto: K.Voigt Fotografie