Sigi Heinrich-Blog: Sprint ohne Drei

Es war  eine gefühlte Hiobsbotschaft, die wirkte wie ein Schock: Laura Dahlmeier verzichtet auf die Weltcup-Rennen in Oberhof.  Bitter zunächst, doch kein Einzelfall, denn die zweimalige Olympiasiegerin war ja schon in Slowenien und in Österreich nicht am Start. In Nove Mesto bewies sie kurz ihre Klasse (Plätze zwei und fünf) und versank dann wieder in der Versenkung wie der ganze Landkreis Garmisch-Partenkirchen im Schnee.  Dann kam die zweite schlechte Nachricht. Auch Vanessa Hinz würde nicht starten können (Erkältung). Und auf Maren Hammerschmidt kann der Deutsche Ski-Verband momentan sowieso nicht zurückgreifen. Zwei Szenarien waren möglich. Ein Aufbäumen der Ersatzkräfte, ein Ruck mit Kampfgeist oder eine böse Schlappe. Das Ergebnis liest sich wie eine Ohrfeige: Beste deutsche Läuferin Karolin Horchler auf dem 34. Platz. Es wurde eine denkwürdige Niederlage, eine wie sie die deutschen Biathletinnen schon lange nicht mehr hinnehmen mussten. Mit nur einem Schiessfehler landete  die jüngste im deutschen Team, Anna Weidel, nur  auf dem 80. Platz. Das war der Tiefpunkt. Chance vertan, auf breiter Front. Krachend gescheitert. Es droht Ungemach, denn die deutschen Damen befinden sich in der Nationen-Wertung (der Sprint zählt dazu) nach dem Sprint  von Oberhof auf dem sechsten Platz. Und dieser würde am Ende der Saison den Verlust eines Startplatzes bedeuten. Zum Glück zählt der Verfolger am kommenden Freitag nicht für diese Wertung.

Während die deutschen Biathletinnen in Oberhof in eine rasante Krise schlitterten, geht es mit dem italienischen Team weiter aufwärts. Die Führung im Gesamt-Weltcup verteidigte Dorothea Wierer (24.),  das rote Trikot der Besten in der Sprintwertung sicherte sich in Oberhof Lisa Vittozzi mit ihrem ersten Weltcupsieg. Drittbeste Laufzeit, fehlerfrei am Schiessstand. Und es war kein unerwarteter Erfolg, denn die Zeit war reif für Vittozzi aus Sappada (Region Julisch-Friaul-Venetien), die schon mehrmals auf dem Podium dabei war und so viele vierte Plätze sammelte wie keine andere Biathletin. Nur in der Mitte, umrahmt von Kontrahentinnen, stand sie noch nie. Der Bann ist gebrochen.

Sie war schon im Sommer immer eine Spur schneller als Wierer

erzählte Andreas Zingerle, der ruhige und besonnene Cheftrainer des italienischen Teams, das sich vor dieser Saison neu erfinden musste, weil zwei Trainer zu anderen Mannschaften wechselten. Zingerle blieb und erntet nun die Früchte seiner Beharrlichkeit. Die italienischen Damen führen in der Nationenwertung und werden im nächsten Jahr sicher sechs Startplätze erhalten. Pech ist nur: Sie haben keine sechs Weltklasseläuferinnen. Immerhin gibt es in diesem Fall Parallelen zu Deutschland.

 

Foto: E.Thonfeld / Camera 4

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