Als Winterwunderland präsentierte sich das Pillerseetal zum zweiten Sprintwettkampf der Damen. Frischer Schnee bedeckte die Berge der Kitzbühler Alpen und überzuckerte die Bäume. Die breit ausgelegten Loipen rund um die Biathlonanlage in Hochfilzen boten beste Bedingungen für ein Spektakel der besonderen Art, das zwei Läuferinnen auf eindrucksvolle Art und Weise prägten. Einmal die erneut pfeilschnelle Finnin Kaisa Mäkärainen, die wie schon vor einer Woche in Slowenien die Laufbestzeiten markierte. Und ihr Gegenpart war die strahlende Italienerin Dorothea Wierer, die erneut so schnell schoss, dass einem der Atem schier stockte. Nach zehn Sekunden feuert sie die erste Patrone ab und dann geht es stakkatoartig weiter in schwindelerregendem Rhythmus. 1,5 und 1,5 und 1,5 Sekunden.
“Ich schiesse nach Gefühl”,
sagt Wierer zu ihrem einzigartigem Talent, dass sogar die Männerwelt im Biathlon neidisch macht. Damit gleicht sie Defizite gegenüber der Finnin in der Loipe aus. Es genügte diesmal, um mit 0,6 Sekunden am Ende zu gewinnen. Zum fünften Mal in ihrer Karriere. Zudem hatte sie die drittbeste Laufleistung. Dorothea Wierer kam die im Vergleich zum manch anderen Wettkampforten eher leichte Streckenführung entgegen. Mäkärainen liess dies nicht unerwähnt.
“Ich kann hier meine Stärken nicht so zur Geltung bringen”;
meinte sie und entlockte der Siegerin aus Italien ein offenes Lächeln. Auch das ist Biathlon: Beide Protagonistinnen dieses spannenden Wettbewerbes gehen respektvoll, ja gar freundschaftlich miteinander um, Da ist kein böser Ton im Spiel, keine Enttäuschung in der Stimme zu hören.
“Ich gönne ihr den Sieg”, sagte die Finnin. “Und ich bin zufrieden mit meiner Leistung.”
Und Wierer lächelt auch zu dieser Äusserung und entgegnet schlagfertig, dass sie in Hochfilzen in der ersten Runde etwas intensiver ihre Skatingschritte setzte. Und obwohl sie nicht direkt gegeneinander kämpften, entwickelt sich dank der ausführlichen Statistik der Zeitnahme ein Zweikampf, der beste Werbung für den Biathlonsport der Frauen war. Wenn im nächsten Jahr Laura Dahlmeier wieder zurück kommt (sie bestritt im Rahmen des IBU-Cups in Ridnaun einen ersten Testwettkampf und wurde in der Single-Mixed-Staffel mit Roman Rees Zweite), werden Kaisa Mäkärainen und Dorothea Wierer wohl starke Konkurrenz bekommen. Im Moment sind beide vor allem auch aufgrund stabiler und schneller Schiessleistungen dem Feld überlegen und aufgrund ihres grossen Vorsprungs werden sie auch den Verfolger in Hochfilzen am kommenden Wochenende im Gleichschritt bestreiten. Zumindest im Gleichschritt beginnen. Die ersten taktischen Wortspielereien gab es schon.
“Ich werde halt nach dem Schiessen immer wieder auf Doro aufschliessen müssen”,
meinte Mäkärainen. Und dann umarmten sich die beiden noch einmal, ehe sie wieder die Ski anschnallten, um gemächlich mit einem die Herzen wärmenden Blick auf die herrliche Winterlandschaft auszulaufen. Wie sich das für Profis so gehört.
Foto: Camera 4, Eberhard Thonfeld