Marte, Marte, Du entschwandest…

Marte Olsbu Roiseland läuft der Konkurrenz davon

Als ob es Friedrich von Flotow schon gewusst hätte. Der Komponist lies in seiner Oper „Martha“ das Entschwinden seiner Protagonistin musikalisch betrauern. Mit der Arie unter dem schönen Titel „Martha, Martha, Du entschwandest“. Die Uraufführung des Werkes gab es 1847 in Wien. 175 Jahre später könnte das Lied als Klagegesang der Biathlon-Konkurrenz bei den Olympischen Wettbewerben durchgehen. Lassen wir die Petitesse, dass die Martha von 2022 eigentlich Marte heißt, wenn Marte Olsbu Roiseland antritt, sieht die Konkurrenz meistens nur noch die Skienden. Drei Starts, drei Medaillen, davon zwei Goldene sprechen für sich.

Überraschend kommt der Triumphzug der Norwegerin nicht. Eine ähnliche Serie legte die inzwischen 31jährige Norwegerin nämlich vor zwei Jahren schon einmal hin. Damals, bei der WM in Antholz, räumte Olsbu-Roiseland ab wie keine andere Athletin zuvor, pulverisierte die bis dahin gültigen Bestmarken von Magdalena Neuner und Laura Dahlmeier. In Südtirol holte sie fünf Goldmedaillen zu zwei aus Bronze und weil im letzten Winter bei den Titelkämpfen auf der Pokljuka noch zwei weitere Titel dazukamen, darf Marte inzwischen auf 11 WM-Titel auf der Habenseite zurückblicken, denn auch 2017 und 2019 hatte sie schon erfolgreich performt. Dafür hatte sie in Pyeongchang erfolglos versucht, das oberste Podest zu erklimmen, zwei Bronzemedaillen sind dennoch eine Ausbeute, die das Gros der Olympiastarter vor Glück erstrahlen lassen würde.

Jetzt also der Auftritt in China. Wieder scheint Marte Olsbu Roiseland auf den Punkt topfit zu sein, im Gegensatz zu anderen Mannschaftsteilen Norwegens, die Langlauf-Frauen beispielsweise schwächeln mit Ausnahme von Überfliegerin Therese Johaug. Das alles aber ficht die Biathlon-Queen nicht an. Roiseland läuft in einer eigenen Liga und wenn sie fehlerfrei schießt, ist die Konkurrenz zum Hinterherschauen verdonnert. Bei Fehlern haben auch andere eine Chance, Denise Herrmann beispielsweise, die fast sensationell das Einzelrennen in Zhangjiakou zu ihren Gunsten entschied. Was nichts daran ändert, dass sich Marte Olsbu-Roiseland schon jetzt einreiht in die Gilde der ganz Großen ihrer Sportart – der Schwedin Magdalena Forsberg beispielsweise oder den beiden DSV-Stars Magdalena Neuner und Laura Dahlmeier. Weil auch sie – wie ihre Vorgängerinnen – der Konkurrenz einfach davonrennt. Um dann wieder zu erscheinen und die Medaillen abzuräumen.

Foto K.Voigt Fotografie

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