And the winner is… Antholz

Ein Jahr nach der WM präsentieren sich die Südtiroler erneut als perfekte Gastgeber

Die Frage nach dem eigentlichen, dem wahren Hort des Biathlonsports ist ungefähr so leicht zu beantworten wie die Frage, was denn nun zuerst da war – das Huhn oder das Ei. Es gibt eine Menge Orte, die für sich beanspruchen können, ein wahres Biathlon-Mekka zu sein. Ruhpolding beispielsweise – hier gab es den ersten Weltcup überhaupt. Oberhof, weil die Thüringer zweifellos das größte Fanpotential aktivieren können. Oslo, weil Skilaufen – ob mit oder ohne Gewehr – grundsätzlich immer seine Wurzeln im Norden sucht. Oder eben Antholz. Dort traf sich die Familie der Skijäger ein knappes Jahr nach den Weltmeisterschaften erneut zum Weltcup.  In Sachen Tradition macht den Südtirolern wohl keiner was vor. 1971 organisierte man den ersten internationalen Wettkampf unter Leitung von Paul Zingerle, dem zu diesem Zeitpunkt amtierenden Präsidenten des Sportvereins. 1975 gab es zum ersten Mal eine WM im Antholzer Tal und Wiederholungen folgten 1976, 1983, 1994, 2007 und im letzten Jahr. Auch das ist Rekord. Und eigentlich dachten auch die Südtiroler, sie seien mit derartig viel Erfahrung nicht mehr zu überraschen. Aber einen Weltcup ohne jeden Zuschauer, den hatte es auch in Anterselva – so wird der Ort in der zweisprachigen norditalienischen Region in der Landessprache bezeichnet – noch nie gegeben. Aber auch diese Hürde bewältigten die Gastgeber. Die Strecken waren bestens präpariert, die freiwilligen Helfer hielten hochmotiviert zur Stange, sogar das Wetter spielte mit – von ein paar Nebelschwaden mal abgesehen. Nur die Stille, die war ungewohnt. Keine Anfeuerung im Stadion, kein Mensch auf der Huberalm oder an den Anstiegen – für Gastgeber wie Athleten ein Novum. Und alle hoffen darauf, dass es bei dieser Einmaligkeit bleibt. Die fehlende Unterstützung des Publikums änderte aber nichts an der Dominanz der Favoriten. Die kommen nach wie vor aus mehr als einem Dutzend Ländern, allen voran Norwegen. Und die konnten im WM-Ort von 2020 noch einmal in Erinnerungen schwelgen, denn schon bald gibt es neue Titelkämpfe, dann auf der Pokljuka-Hochebene in Slowenien.

Dorothea Wierer wird Biathletin des Jahres

Und für Doppelweltmeisterin Dorothea Wierer gab es an der Stätte ihrer größten Erfolge sogar noch eine weitere Auszeichnung. Die Italienerin erhielt den Pokal für die „Biathletin des Jahres“, ausgelobt vom Forum Nordicum, einer Vereinigung von Wintersport-Fachjournalisten. Antholz ist also auch für Überraschungen gut. Und hofft nun darauf, endlich wieder Gäste begrüßen zu dürfen, nicht nur zum Weltcup. Und man freut sich schon jetzt auf das allergrößte Highlight, auf das der Ort in Südtirol zusteuert: 2026 ist man Gastgeber der Olympischen Biathlon-Wettbewerbe. Und spätestens dann kann man die Frage nach dem wahren Hort der Sportart ja noch mal stellen.

 

Fotos: K.Voigt Fotografie

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