Denise Herrmann-Wick und Johannes Thingnes Boe sind die WM-Stars
Eigentlich fährt Gerd ja Taxi. In seinem eigenen Unternehmen. Aber seit ein paar Tagen muss sich seine Kundschaft anderswo ein Fortbewegungsmittel bestellen, den Gerd und seine Freunde sind gegenwärtig komplett abgefahren – auf die Biathlon-WM.
Organisation ist alles
Die Tickets hatte sich der Mittfünfziger schon vor einem Jahr besorgt, denn Gerd kennt sich aus. Und wusste schon damals, dass es voll werden wird in der Arena am Rennsteig, wenn die besten der Welt bei der WM in Oberhof starten. Und so organisierte der clevere Chauffeur weitblickend Karten und Unterkunft und fiebert nun täglich mit seinen Lieblingen mit. Und weil Gerd nicht nur Fan sondern auch Fachmann ist, hatte er – neben einer immer konkreteren Wettervorhersage für den Thüringer Wald – auch schon vor Wochen seine Favoriten festgemacht. Die hören auf die schönen Namen Denise Herrmann-Wick und Johannes Thingnes Boe.
Experte mit 100% Trefferquote
Die Olympiasiegerin aus Deutschland, so hatte Gerd schon im Januar erklärt, laufe nach ihrem Titel von den Spielen in Peking inzwischen ohne jeden nervlichen Ballast, wolle nur noch genießen und mit dem Publikum gemeinsam eine Biathlon-Party zelebrieren. Man hätte auf Gerd hören sollen, denn genau das traf in der ersten WM-Woche zu. Die einstige Langläuferin lieferte eine Performance par excellence und avisierte zum Liebling der Fan-Massen.
Bei den Herren dagegen hatte Gerd einst im Taxi auf der Frage nach dem oder den Favoriten nur mitleidig zur Seite geschaut und kurz „Boe“ gebellt. Was sich ebenfalls als Tipp vom Fachmann herausstellen sollte. Der Norweger ist im Augenblick nicht zu stoppen, reiste als Favorit zu den Titelkämpfen und es sollte nicht wundern, wenn Johannes Thingnes Boe mit Goldmedaillen in allen von ihm bestrittenen Wettbewerben die Heimreise antritt. Zu dominant wirkt der Ausnahmeathlet aus dem Land der Fjorde, nicht einmal seine gewiss nicht schwachen Landsleute können auch nur annähernd mit dem Überflieger mithalten.
Ein Erlebnis für alle
Bisher hat Gerd mit Familie und Freunden alle Entscheidungen direkt in der Arena verfolgen können. Und ist beeindruckt von der Stimmung, von der neu geschaffenen Infrastruktur, von den gut funktionierenden Angeboten rund um den Wettkampf. Allerdings – nicht alle nimmt er war, schließlich will er keine Minute verpassen. Deshalb – so gesteht er – schmuggelt er auch schon mal einen flüssigen Taschenwärmer mit ins Stadion. Taxi fahren muss er ja nicht in diesen Tagen. Im Gegenteil, ab und an lässt er sich von einem Kollegen kutschieren. Und findet, dass sie in Oberhof eine tolle WM durchziehen, weil selbst das gefürchtete Verkehrschaos weitestgehend ausgeblieben ist. Recht hat er, der Gerd. Kein Wunder: Der Mann ist eben von A bis Z Fachmann.
Foto: K.Voigt