Es hätte so schön sein können – ein malerischer Auftakt mit großem Tamtam, mit fantastischer Historie und gewaltiger Aufmerksamkeit. Die Nordische Kombination der Frauen – noch immer einzige olympische Teildisziplin im Nordischen Skisport ohne weibliche Präsenz – sollte ausgerechnet in der Olympiastadt von 1994 Weltcup-Premiere feiern. Und damit mehrere Signale setzen. Gegenüber dem Internationalen Olympischen Komitee, dass seinen Partner, den Welt-Skiverband FIS ob der Abstinenz der Damen im Winterzweikampf aus Springen und Laufen seit geraumer Zeit an seine Verpflichtungen gemahnt hatte und nun erhört wurde. Gegenüber den jungen Damen, die in ein volles Weltcupwochenende integriert worden wären und gegenüber der Öffentlichkeit, der man bewiesen hätte, auch diese letzte Lücke schließen zu können. Schon seit dem Sommer 2018, als die Weltcupwettbewerbe auf der so genannten Kalenderkonferenz der FIS zugeteilt und sortiert worden waren, stand fest – Dezember 2020, Lillehammer, da geht es los.
Dann kam Corona und mit dem Virus alle möglichen Einschränkungen. Und weil Norwegen ein Land ist, das besonders restriktiv mit diesen Einschränkungen umgeht, sagten die Skandinavier gleich zwei Dinge kurzfristig ab, die ihnen selbst besonders weh tun. Die Handball-EM der Frauen, die in Trondheim stattfinden sollte und das Nordische Weltcupwochenende in Lillehammer. Dazu muss man wissen, dass Frauenhandball im Land der Fjorde einen ähnlichen Stellenwert genießt, wie der Skisport, Länderspiele der Damenauswahl erfreuen sich ähnlicher Einschaltquoten wie hierzulande Auftritte der Fußball-Nationalmannschaft. Gleiches gilt für den Skisport, vor allem in heimischen Gefilden. Betroffen war auch der Fernsehsender NRK, der gilt als Erfinder des „Lang Sport Loerdag“, des langen Sportsamstags – neben Handball und der englischen Premier-League ging und geht es dabei fast ausschließlich um das Treiben in Eis und Schnee.
Aber besonders ärgerlich war die Absage aber natürlich auch für die kombinierenden Damen und die Situation wurde noch verschlimmert, weil Otepää ebenfalls das Handtuch warf. Dort hätte der zweite Weltcup der Kombiniererinnen stattfinden sollen. Die Folge: Vor der WM-Premiere in Oberstdorf hätte es keinen Weltcup-Wettkampf in dieser Teildisziplin gegeben, der dritte Auftritt ist nämlich für Schonach geplant, und zwar zum Ende der Saison.
Und jetzt kommt Ramsau ins Spiel. Die Gemeinde in der Steiermark ist im Nordischen Skisport eine feste Größe. Einerseits, weil sie am Fuße des Dachstein-Gletschers liegt und damit Jahr für Jahr als Basislager für die Sommercamps der Skilangläuferinnen und Langläufer dient. Andererseits weil der Ort selbst eine lange nordische Skitradition besitzt. Bisheriger Höhepunkt war dabei sicherlich die WM 1999, aber gerade in der Nordischen Kombination gilt Ramsau bei den Männern als Weltcupausrichter als gesetzt – immer vor Weihnachten trifft sich die Weltelite in Österreich. Und so war es kein Wunder, dass sich die Verantwortlichen in Ramsau, der Österreichische Skiverband ÖSV und die FIS recht schnell darauf verständigen konnten, die Weltcup-Premiere der Nordischen Kombiniererinnen in die Alpen zu verlegen. Den Spezialsprunglauf der Frauen übernahmen die Österreicher gleich auch noch mit – so dass sich Kombiniererinnen und Skispringerinnen am vierten Adventswochenende am Fuße des Dachsteins ein Stelldichein geben. Nur Langläuferinnen und Langläufer fehlen, weil sie an diesem Wochenende in Dresden sprinten. Aber die sind ja auch jedes Jahr im Sommer da.